Freitag, 7. Dezember 2007

Gastbeitrag zum Begriff "Türke"

http://www.gazetem.net/ferhatkentel.asp (“Zor spas”: çok teşekkürler Der türkische Journalist ) Ferhat Kentel von gazetem.net (einem Zusammenschluss von liberalen türkischen Kolumnisten) ist auch der Meinung dass bei diesem Spruch nicht auf das angebliche "republikanische Verständnis" der Bezeichnung "Türke" für die Gesamtheit der Bewohner der Türkei angewendet wird. Vorallem nicht weil bei dieser Zeitschrift "Türk Solu" schon vorherige Kampagnen wie "Esst kein kurdisches Essen", "Hört keine kurdische Musik" oder "Spricht in diesem Lande keine andere Sprache als Türkisch" mit entsprechenen Buttons ins Leben gerufen wurde. Er spricht sogar von einer Doktrin der "weisen Türken" und dass man sich nicht wundern sollte falls neue weitreichendere Kampagnen aus diesem Rassistenlager initiert werden wie zum Beispiel Schilder an zum Verkauf ausgeschriebene Immoblien wie "Dieses Haus wurde nicht kurdischen Bauarbeitern errichtet" oder an Eingängen von Restaurants "In diesem Lokal werden keine kurdischen Köche und Kellner beschäftigt" angeschlagen werden. Diese Ausgrenzung findet nicht nur in den Köpfen von "einer Handvoll pseudolinker Spinner" von der "Türk Solu" statt sondern wird von oberster Instanz wie dem Generalstabsvorsitzenden General Büyükkanit selbst angefeuert. Vor nicht allzulanger Zeit gebrauchte Büyükkanit den Begriff "angebliche Staatsbürger" in Bezug auf Kurden. Auch bereits erwähnte Ereignisse wie die Überfälle und Plünderungen auf die Geschäfte von kurdischen Geschäftsleuten wie zum Beispiel letztens im westtürkischen Bursa oder auch das Anhalten von Reisebusse wie z.B. in westtürkischen Eskisehir zwecks Überprüfung der Geburtsorts sowie anschliessender Verprügelung von Passagieren mir Geburtsorten in mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebieten zeigen dass hier ein ernstzunehmendes Auseinanderdriften der Gesellschaft im Gange ist. Wer unter diesen Vorzeichen den Spruch aus der Zeitschrift "Türk Solu" und ohne die Distanzierung und ohne die Sanktionierung des türkischen Staates von solcherlei Kampagnen weiterhin mit dem Verständnis des Wortes "Türke" als allumfassende Bezeichnung für alle Bewohner der Türkei verteidigt den nenne ich nur noch "Kaşarlanmış Irkçı" also einen eingefleischten Rassisten. Der Begriff "Türke" im republikanischem Verständnis wäre gegeben wenn das in der türkischen Verfassung klar definiert und geregelt wäre. Das aber nicht mal mit der anstehenden geplanten Verfassungsänderung in dieser Passage berücksichtigt wird. Es soll weiterhin mit dieser Defiinition "Türke" gemauschelt werden. Würde aber klargestellt werden das man unter "Türke" nicht nur die türkische Bevölkerungsteile zu verstehen hat, sondern führt explizit in dieser Verfassungspassage alle in der Türkei lebenden Ethnien einzeln namentlich auf und garantiert ebenso in dieser Verfassung ohne Einschränkungen ihre kulturellen Rechte, mindestens jedoch mit Sprachunterricht der jeweiligen Sprachen an staatlichen Schulen, die Einführung der jeweiligen Sprache in den mehrheitlich bewohnten Gebieten als 2.Amtsprache und deren uneingeschränkten Gebrauch als Kommunikationsmittel in Presse und Medien, dann könnte ich als Kurde auch damit Leben dass man mich "Türke" nennt. Andernfalls bleibt es nur dabei dass Türken mit ihrer "republikanischem Verständnis" des Begriffes "türke" sich und anderen einen in die Taschen lügen wollen.