Donnerstag, 1. November 2007

nationalistische Schönrederei

TaNo schrieb am 31.10.2007 18:35 Uhr: Es gibt Tausende von Kirchen in ganz TÜrkei

"Tausende" aus vortürkischer Zeit. Und keinen christlichen Religionsunterricht. Rede Dich nicht die Wahrheit herum. Und Lüge ist obendrein dumm, wenn jeder die Wahrheit kennt. Nur durch den Druck der EU gibt es diesbezüglich einigen Fortschritt, aber genau dadurch zugleich auch in der Türkei nationalistische Trotzreaktionen, weshalb Geduld sein muss. Aber keine Schönrederei.

TaNo schrieb: Du sagtest das die Türken in laut eurer aussage in "kurdistan" einwanderer sind.

"Einwanderer" würde schmeicheln, denn sie kamen als "Eroberer".


TaNo schrieb: Ich glaube SVEN du lebst hinterm Mond.

Dann hätte ich auf der Reise dorthin schon mehr gesehen als Du jemals sehen wirst.

TaNo schrieb: Was Früher einmal war ist jetzt Geschichte.

Du wirst nicht behaupten, dass die Geschichte schon vorbei sei:-)

TaNo schrieb: Die Kurden sind 3000 vor Christus dort eingesiedelt ist absolut richtig.

Darum sollst Du sie heute nicht mit Zuwanderern in Deutschland vergleichen.

TaNo schrieb: Jedoch haben 11 nach Christus die Seldschuken diese Gegend eingesiedelt und die Schlacht gegen Byzanz gewonnen.

Das war halt so:-), aber längst nicht rechtens. Sonst müsstest Du heute sagen, wenn die Inder, Iraner, Griechen gegen Istanbul vorrücken: "Herzlich Willkommen, denn Ihr habt die Schlacht bei Istanbul gewonnen."
Nein, alle Geschichte, die militärische Überfälle als "Eroberung" und "Siege" beschönigt, ist nationalistische bzw. chauvinistische Märchenstunde, denn es waren schwerste Menschheitsverbrechen, und spätestens heute sollte das jedem einsichtig sein.

TaNo schrieb: Haben sich dort verbreitet und und und und..Nun in diesem Stück land waren bisher so viele völker, haben die alle diese Rechte die ihr den kurden zuschreibt?

Zunächst mal spreche ich hier nicht für alle Moderatoren, weshalb Dein "Ihr" deplaziert ist, sodann spreche ich auch nicht für Kurden oder sonstwen, sondern von meiner Auffassung vom Recht auf kulturelle Identität und gegen Nationalismus.Folglich liegst Du falsch, wenn ich aus der Geschichte der "Eroberungskriege" für eine Rückgängigmachung plädiere, die mehr Unrecht brächte, je verwurzelter die davon betroffenen Menschen wären.

Und Du solltest keine Tomaten auf den Augen haben, denn separatistische Lösungen stehen nur dann zu Gebote, wenn beide Seiten eines Konflikts unfähig zum multikulturellen Miteinander sind.
Solche Unfähigkeit soll sich niemand verordnen lassen, sonst hätten Separatisten zu leichtes Spiel, aber wer gegen Separatismus ist, müsste alles dafür tun, dass es mit dem multikulturellen Miteinander besser wird, also genau darin den Separatisten so sehr überlegen sein, dass sie an Rückhalt verlieren.

Aber wer nach so vielen Jahrhunderten und nun erneut schon wieder Jahrzehnten noch immer glaubt, die staatliche Einheit mit Waffengewalt verteidigen zu können, torpediert die "innere Einheit", die es allein durch multikulturelle Politik geben kann.

Der Titel dieses Threads hätte auch heißen können "Die Türkei muss multikultureller werden", aber "... soll kurdischer werden" ist halt das Hauptproblem.
Und mein Propaganda-Spruch heißt ja nicht, dass Du nun "kurdischer" werden müsstest, sondern Du sollst dafür sorgen, dass der türkische Staat "kurdischer" (= den Kurden gerechter) wird, also beispielsweise "Kurdisch" als Schulfach für Menschen mit kurdischen Wurzeln.
Es gab immerhin Fortschritte auch darin, dass es Privatschulen erlaubt ist, aber das genügt uns hier in Deutschland schon nicht im Umgang mit Zuwanderern, so also kann es erst recht nicht genügen, wenn es in den türkischen Staatsschulen keine Selbstverständlichkeit ist. Also dränge darauf, dass es damit vorwärts geht. Mit Erdogan wäre vieles zu erreichen, aber nicht, wenn ihm der Rücken gegen die Nationalisten ungeschützt bleibt.

TaNo schrieb: Ich wiederhole noch einmal ATATÜRK hat nach dem ersten welt krieg einen Friedensvertrag abgeschlossen. ...

Fein, aber auch das ist "Geschichte".

Das bedeutet nicht, dass diese Geschichte unwichtig wäre, jedoch kritisch zu hinterfragen allemal, denn "Friedensverträge" wurden zu allen Zeiten geschlossen und waren häufig genug keine, sondern Diktate für die Schwächeren.

TaNo schrieb: Demnach sollte TÜrkei ihre damaligen grenzen halten.

Je mehr die Konflikte mit anderen Staaten brodeln, desto fester kann der Zusammenhalt gegen solche Staaten sein. Darum tun sich Regierungen so leicht, gegen das Ausland und die Welt zu hetzen, um auf diese Weise den Streit im Innern nicht lösen zu müssen. Mal geht es gut, mal nicht.
Oder andersherum mit konkretem Beispiel: Wäre sich alle Bevölkerungsteile des Irak einig, so wäre weder die PKK drin noch dürfte die Türkei auch nur träumen, irgendwie in den Irak einzufallen. Aber so zerrissen, wie der Irak heute ist, lässt sich so manch türkischer Nationalist zu Phantasien verleiten, wie schön es doch wäre, wenn Kirkuk zur Türkei gehören würde. Wenn die Welt doch endlich wegschauen würde, dann könnte man doch glatt ...

TaNo schrieb: Das heisst kein land darf versuchen die türkei zu erobern, oder aber die Türkei darf nicht versuchen irgend ein land zu erobern.

Zunächst mal ganz vernünftig und in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht, aber Atatürk ist reichlich tot - und dann gab es Kriege, Zypern und anderes.

TaNo schrieb: Die türkei hält ihre grenzen seit diesem vertrag.

Fein, aber stimmt nicht ganz.

TaNo schrieb: Nun wollen die Kurden einen staat (was auch ihr recht ist), aber nicht innerhalb der türkischen Grenzen. Denn das wäre Vertragsbruch ...

Solange der Mensch nicht Gott ist, werden des Menschen Werke nicht ewig sein. Darunter scheinen viele Menschen so sehr zu leiden, dass sie nach Ewigkeit in den Religionen streben, obwohl doch eigentlich ganz gut ist, dass vieles nicht ewig, sondern endlich oder veränderbar ist.
Und so ist das auch mit Verträgen. Wer einen Kaufvertrag schließt, aber bekommt daraus nicht das Gesollte, dann soll er ihn anfechten können oder Nachbesserung und Schadensersatz erlangen.
So ist das auch mit der Ehe: Wenn nicht mehr miteinander möchte, soll sich trennen dürfen. Zwangsehen sollen nicht sein.
Und so ist es auch mit dem Völkerrecht und Staatsrecht: Verhältnisse können sich wandeln. Wenn das Recht nicht mithält, wird es brechen.

TaNo schrieb: Denn das wäre Vertragsbruch ...

Ehebruch kann passieren, wenn Dir nüscht Besseres einfällt, als an den Hochzeitstag zu erinnern, wie schön er doch war:-)

TaNo schrieb: dann bitte so das es auch zum Thema passt und nicht irgendwelche dummen Fragen wie "Welches Problem hast Du damit?"

Es "passt" schon, wenngleich Rechtliches nicht in die Klischees von Nationalisten passen. Dich langweilt es womöglich, wie auch der Hühnerdieb nicht stiehlt, um gegen den §242 StGB zu verstoßen, sondern weil er ein Huhn haben will, das ihm nicht gehört.

Grüße von Sven